Wie nähert man sich als Lehreinrichtung oder Dozierender dem Thema der akademischen Integrität an?
Akademische Integrität ist schließlich mehr als nur eine Richtlinie. Erfolgreiche Institutionen auf der ganzen Welt gehen über ein bloßes Statement zum ethisch korrekten Lernen hinaus und schaffen eine robuste Atmosphäre von Ehrlichkeit, Respekt, Fairness und Vertrauen.
Wie sehen die Grundsätze einer Kultur der akademischen Integrität aus? Und wo fängt man an? Im Folgenden finden Sie fünf Hauptbestandteile zum Aufbau einer Kultur der akademischen Integrität, die jeder Pädagoge und Administrator berücksichtigen sollte:
- Gemeinsame Definition von akademischer Integrität festlegen
- Gängige Fallstricke und Herausforderungen bewerten
- Richtlinie für die gesamte Institution einführen
- Technologie und Tools zur Unterstützung authentischer Arbeit nutzen
- Best Practices früh und oft vermitteln, teilen und vorleben
Hat Ihre Fakultät oder Institution eine einheitliche Definition von akademischer Integrität? Werden die Erwartungen in Bezug auf Ehrlichkeit, Fairness und authentischer Arbeit von Studierenden, Lehrkräften, Familien und Administratoren verstanden?
Eine grundlegende Definition muss von allen Beteiligten akzeptiert werden, bevor Sie zur Tat schreiten können. Arbeiten Sie mit Kollegen, Administratoren und sogar Studierenden zusammen, um akademische Integrität für Ihre Institution zu definieren. Berücksichtigen Sie den Kontext dieser Definition in Bezug auf Jahrgänge, Fachbereiche, Campus-Standorte sowie Fern- und Präsenzunterricht, und halten Sie dann schriftlich fest, wie akademische Integrität in Ihrer Lerngemeinschaft definiert, geschätzt und gehandhabt wird.
Gängige Fallstricke und Herausforderungen bewertenAkademische Integrität mag als Konzept simpel sein, bringt in der Praxis jedoch viele Herausforderungen mit sich. Bevor Sie Ihre gemeinsame Definition von akademischer Integrität mit Ihrer akademischen Umfeld teilen, sollten Sie alle Herausforderungen begutachten, die einer Person auf ihrem Bildungsweg begegnen können. Das ist wichtig, denn nur so entwickeln Sie ein Verständnis dafür, auf welche Verhaltensweisen oder Anzeichen Sie achten müssen und wie man am besten mit Risiken umgeht. Und mit der Umstellung vieler Fakultäten auf Online- und Fernunterricht sind die Versuchung und die Möglichkeiten für akademisches Fehlverhalten dramatisch angestiegen.
Ein guter Ausgangspunkt ist die Turnitin-Infografik Plagiarism Spectrum 2.0 zum Herunterladen, die 12 der gängigsten Arten authentischer Arbeit beleuchtet. Dazu gehören die Absprache unter den Studierenden und Vertragsbetrug (wobei eine Drittpartei entweder kostenlos oder für Bezahlung bzw. Gegenleistung die Hausarbeit schreibt). Achten Sie außerdem auf neue Trends bei Plagiaten, die erst in letzter Zeit an Aufmerksamkeit gewonnen haben, z. B. Schreibarbeit auf Basis von KI oder Quellcode-Plagiate.
Überarbeiten Sie Ihre Definition von akademischer Integrität bei Bedarf, um Licht in diese toten Winkel zu werfen. Durch die Auswertung der verschiedenen Möglichkeiten, wie jemand versehentlich oder absichtlich einen falschen Weg einschlagen kann, können Sie sich eine umfassendere Definition von akademischer Integrität erarbeiten.
Richtlinie für die gesamte Institution einführenJetzt sind Sie bereit, eine institutionsweite Richtlinie einzuführen, die öffentlich, bewusst und mit Zuversicht geteilt werden kann. Enthalten sein sollten die Definition von akademischer Integrität an Ihrer Fakultät, Best Practices für die Erstellung eigener, qualitativ hochwertiger Arbeiten (einschließlich Ressourcen für akkurates Zitieren und ethische Forschung) sowie die verschiedenen Stufen von Maßnahmen bei Verdacht und/oder Bestätigung von Fehlverhalten.
Hat Ihre Fakultät einen etablierten Prozess für die Eskalation? Hat Ihre Institution einen Ausschuss für akademische Integrität, der Pädagogen und Studierende beraten kann? Haben Sie Ihren Ehrenkodex aktualisiert, um den neuen Herausforderungen und Erwartungen an Integrität in Fernlernumgebungen gerecht zu werden? Falls nicht, können Sie diese Optionen erkunden, um Ihre institutionsweite Richtlinie zu stärken. McCabe, Butterfield und Treviño betonen, dass „die Integritätsprogramme und Richtlinien einer Institution ... einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten der Studierenden haben kann.“ (2001, S. 1).
Und last but not least: Arbeiten Sie mit Kollegen zusammen, um akademische Integrität in den strategischen Plan Ihrer Institution einzuschließen. Dieser Schritt geht über das bloße Eintreten gegen akademische Unehrlichkeiten hinaus und integriert den Grundwert ethisch korrekter Arbeitsweisen Ihrer Institution in alle Aktivitäten. Studien haben ergeben, dass Studierende, die ihren Dozenten – und folglich die Lehreinrichtung – respektieren, seltener zu Fehlverhalten neigen (Orosz, Tóth-Király, Böthe, Kusztor, Kovács, & Jánvári 2015).
Technologie und Tools zur Unterstützung authentischer Arbeit nutzenFür einen besseren Umgang mit akademischer Integrität steht Ihnen eine Reihe von Tools zur Verfügung, die das reflektierende und analytische Denken in Bezug auf studentische Integrität erleichtern können. Und wenn die Studierenden durch den Einsatz dieser Tools in die Lage versetzt werden, ihr Lernen selbst in die Hand zu nehmen, bleibt den Pädagogen mehr Zeit, sich auf die Themen zu konzentrieren, die ihr Fachwissen erfordern.
Die Tools und Ressourcen von Turnitin sind hocheffektiv und werden weltweit von Pädagogen verwendet, um eine qualitätsorientierte, originelle Arbeitsweise zu fördern – von der Sekundarstufe bis zu Hochschulen.
Best Practices früh und oft vermitteln, teilen und vorlebenStellen Sie sicher, dass Ihre Richtlinie zur akademischen Integrität nicht nur auf der Webseite Ihres Moduls bzw. Ihrer Fakultät, sondern auch auf jedem Lehrplan deutlich sichtbar aufgeführt wird. Beim Lehrplan handelt es sich um ein wichtiges Dokument, das allen zum Semesterbeginn ausgehändigt wird. Er legt die Erwartungen fest, kommuniziert die Pädagogik und Abgabetermine und ist Ausgangspunkt für das wichtige Gespräch über akademische Integrität zwischen Lehrkräften und Studierenden.
Weisen Sie als Pädagoge darauf hin und besprechen Sie Integrität explizit mit den Studierenden und Familien – gehen Sie nicht davon aus, dass sie es selbst lesen und die Informationen sinnvoll annehmen werden. Oftmals sind Gespräche über Plagiate und Fehlverhalten schwierig und werden daher von Lerngemeinschaften und ihrem Unterstützungssystem vermieden. Es liegt also an Ihnen, die richtige Basis zu schaffen.
Im Laufe des Jahres sollten Sie das Konzept wieder aufgreifen und eine Umgebung für ethisch korrektes Lernen kultivieren, sei es durch die Förderung von Integrität während des gesamten Schreibprozesses, durch das Aufzeigen erfolgreicher Recherchetechniken und Zitiermethoden oder durch zusätzliche Unterstützungsangebote – vor Ort oder online – wenn Prüfungen und Termine zur Projektabgabe vor der Tür stehen.
Wenn ernsthaft und sorgfältig durchgeführt, können diese entscheidenden Schritte dazu beitragen, eine solide Atmosphäre der akademischen Integrität auf dem Campus und online zu schaffen. Durch das Setzen hoher Standards für Vertrauen, Respekt, Verantwortung und Rechenschaftspflicht stellt eine Kultur der akademischen Integrität sicher, dass die Studierenden das professionelle Wissen und die persönliche Integrität entwickeln, die am Arbeitsplatz sehr geschätzt werden.